Augen auf beim Kittenkauf

Als erstes möchte ich voraus schicken, dass jede Katze ihren eigenen Charakter hat. Daher kann dieser Artikel nur Hilfestellung geben, möglichst viele Fallstricke und später Probleme zu vermeiden.

Folgende Grundsätze sollten Sie immer beachten. Egal welche Rasse ihr Kitten haben soll oder in welcher Art der Haltung ihr Kitten später leben soll.

 

§1. Kaufen Sie nie ein Kitten aus einer Massenzucht. (Das berühmte Tier aus dem Kofferraum)
§2. Nehmen Sie nie ein Kitten von unverbesserlichen Menschen, welche ihre Tiere sich unkontrolliert vermehren lassen.
§3. Kaufen Sie nie ungeimpfte und nicht entwurmte Kitten.

 

Ich gehe davon aus, dass Sie sich den Kauf genau überlegt haben. Trotzdem möchte ich noch einmal die üblichen Fragen und Gedanken auflisten, die Sie sich gestellt bzw. klar gemacht haben sollten.

 

1. Wollen Sie eine Katze kaufen?

Kitten sind süß und verleiten einen schnell zum Kauf. Sie sollten sich aber im Klaren sein, dass aus dem Kitten sehr schnell eine Katze wird. Kaufen Sie sich z.B. ein Britisch Kurzhaar Kitten, haben Sie mir nichts dir nichts einen bis zu 6,5 kg schweren BKH Schmusekater auf dem Schoß sitzen.

 

1a. Wollen Sie zwei Kitten kaufen?

Für Katzenhalter ist diese Frage überflüssig. Sollte Sie aber zum ersten mal ein Kitten kaufen wollen, dann denken Sie bitte daran, dass Katzen nicht einzeln gehalten werden sollten.

 

2. Katzen machen Arbeit!

Ich habe schon Vögel, Fische und Meerschweinchen gehabt und auch teilweise gezüchtet. Erstaunlicherweise musste ich feststellen, dass Katzen am wenigsten Arbeit machen, was aber auch damit zu tun hat, dass BKH’s nur kurze Haare haben. Nichts desto trotz machen Katzen Arbeit und je länger die Haare umso mehr Arbeit hat man. (Achtung Perser machen sehr viel Arbeit!)

 

3. Katzen können nerven.

Wer sich ein Kitten kauft bekommt einen lebhaften Mitbewohner. Das gilt für Britisch Kurzhaar Kitten genauso wie für alle anderen Rassen. Das heißt z. B., dass Dinge kaputt gehen. Insbesondere wenn Sie auf Deko stehen. Vasen, Windlichter und Kerzenständer fallen gerne mal herunter. Katzen und vor allem Kitten schlafen gerne in Ihrem Bett d.h., dass Ihre Zone im Bett überproportional kleiner wird ;-).

 

4. Katzen haaren!

 

5. Katzen kosten Geld!

 

Ich meine hier nicht das Fressen und den Katzenstreu sondern Impfungen und Arztkosten. Diese darf man nicht vernachlässigen.

Wenn Sie eine Katze als Mitbewohner wirklich haben wollen, dann sind für Sie die oberen Punkte eh eine Selbstverständlichkeit. Deshalb kommen wir jetzt zu den wirklich wichtigen Fragen und Gedanken zum Thema „Augen auf beim Kittenkauf“.

 

Die erste Frage, die sich stellt ist: Was für eine Art von Katze / Kitten möchte ich?

Viele Menschen sehen eine Katze und meinen genau so eine möchte ich. Ein Paradebeispiel ist die Katze aus der Werbung, welche im Vorbeigehen alle Wände weiß streicht. Die Katze, die ich meine ist ein Perser, eine Rasse mit langen Haaren und dichter Unterwolle. Das Fell einer Perserkatze benötigt viel Pflege. Ein solches Kitten als Bauernhofkatze zu kaufen würde schon an Tierquälerei grenzen.

Bei der Frage „was für eine Art von Katze / Kitten möchte ich?“ ist also nicht die Rasse sondern die Lebensart der Katze gemeint. Hiernach sollte sich die Rasse des Kitten und die Herkunft richten.

 

a) Bauernhofkatze (Nutzkatze, Freiläufer mit Fütterung nicht im Haus)
b) Freigänger (Fütterung im Haus, unbegrenzter Freigang)
c) Wohnungskatze (kein Freigang)

 

zu a)

Bei einer Bauernhofkatze/Nutzkatze handelt es sich um eine mehr oder weniger wilde Katze. Sie hat sehr wenig Menschenkontakt und ist daher im Notfall eher schlecht zu händeln. Sie werden in der Regel außerhalb des Hauses gefüttert. Die Fütterung erfolgt um die Katze an den Standort zu binden und sie gesund zu erhalten. Die meisten Katzen auf einem Bauernhof sind allerdings eher als Freigänger zu bezeichnen

Prinzipiell könnte man fast alle Katzenrassen als Bauerhofkatze halten. Allerdings macht nur eine Hauskatze (Europäisch Kurzhaar)wirklich Sinn. Von der Herkunft ist fast alles denkbar. Empfehlen wurde ich ein Kitten vom Tierschutz oder aus dem Tierheim. Wichtig ist hier, dass die Katze gesund, geimpft und kastriert ist. Ein Kitten vom Züchter ist auch in Betracht zu ziehen aber bei dieser Haltungsart nicht nötig. Es muss auch kein Kitten sein! Bitte achten Sie unbedingt auf die Kastration! Denken Sie an §1 bis 3.

 

zu b)

Ein Freigänger ist eine Katze die unbeschränkten Freigang in die Umgebung hat. Dies kann zeitlich begrenzt sein aber nicht räumlich. Sie wird in der Regel im Haus bzw. in der Wohnung gefüttert und soll noch eine möglichst enge Beziehung zu ihrem Besitzer haben. Man sollte beachten, wenn man einen Freigänger haben möchte, dass man mit Geschenken wie tote/halbtote Mäuse und Vögel rechnen muss. Ein Freigänger muss sich auch immer wieder gegen andere Katzen durchsetzten und ist in Kämpfe verwickelt. Dies härtet die Katze sozusagen ab, was sich dann oft auch in den Umgang mit uns Menschen niederschlägt.

Als Freigänger sind auch fast alle Katzenrassen denkbar aber auch hier ist die Hauskatze die beste Wahl. Hauptgründe die gegen eine Edelkatze sprechen sind ihr Wert und ihre Menschenbezogenheit. Als Katzenhalter kennt man den Spruch „Ist die süß. Die würde ich am liebsten gleich mitnehmen.“. Lassen Sie Ihre menschenbezogene Heilige Birma als Freigänger los laufen, werden Sie bald merken, wie schnell aus einem Spruch Realität wird. Für den Kauf eines Kitten würde ich an dieser Stelle im Gegensatz zur Bauernhofkatze einen guten Züchter wählen. Ein Freigänger soll auch im Haus wohnen, stubenrein sein und eine enge Beziehung zu seinem Halter haben. Dies ist bei Kitten vom Züchter am ehesten gewährleitstet. Bei Kitten vom Tierheim oder Tierschutz ist besondere Sorgfalt von Nöten. Ist das Kitten z.B. aus einem ausgesetzten Wurf hat es wahrscheinlich Kontakt zum Menschen gehabt und ist nur wegen Mangel an einer Unterbringungsmöglichkeit ausgesetzt worden. Ist das Kitten aus einer verwilderten Population ist es ab einem gewissen Alter nicht mehr zahm zu bekommen.

 

zu c)

Eine Wohnungskatze wird ausschließlich in der Wohnung gehalten. Dies schließt einen gesicherten Balkon oder einen ausbruchsicheren Freilauf ein. Wichtigstes Merkmal einer Wohnungskatze sollte ihre Menschenbezogenheit sein.

Als Wohnungskatzen sind fast alle Katzenrassen möglich. In Sachen Menschenbezogenheit sind Edelkatzen die bevorzugte Wahl. Das Wichtigste ist die Wahl des Züchters. Von Kitten aus dem Tierheim kann man nur abraten. Die Wahrscheinlichkeit einen Wurf im Tierheim zu finden, der mit so viel Kontakt zum Menschen aufgewachsen ist wie bei einem Züchter, ist verschwindend gering.

 

Welche Rasse soll es denn sein ?

Da Sie jetzt wissen welche Art von Katze Sie später haben wollen, können Sie sich jetzt um die Rasse des zukünftigen Kitten Gedanken machen.

Wie bereits erwähnt, kann ich bei Bauernhof (Nutzkatzen) und Freigängern nur die normalen Hauskatzen empfehlen. Bei Wohnungskatzen sind dem persönlichen Geschmack keine Grenzen gesetzt.

Es gibt etliche Edelkatzenrassen und wenn es eine Wohnungskatze sein soll ist so gut wie jede Rasse möglich. Die Standardrassen sind Britisch Kurzhaar, Britisch Langhaar, Europäisch Kurzhaar (Hauskatze), Heilige Birma, Maine Coon, Perser und die Norwegische Waldkatze. Alle diese Rassen werden Sie auf jeder Ausstellungen zu sehen bekommen auch Kitten. Den Besuch einer Ausstellung kann ich nur dringend empfehlen. Mit etwas Glück bekommen Sie auch etwas außergewöhnliche Rassen z.B. eine Bengalkatze oder eine Sphynx zu sehen. Eine oder besser mehrere Ausstellungen werden Ihnen die Augen öffnen über Vielfalt in Sachen Edelkatzen.

 

Die Wahl des Züchters.

Nehmen wir an Sie haben sich dazu entschlossen, dass es ein Britisch Kurzhaar Kitten in der Farbe black silver shaded sein soll. Auf den Ausstellungen haben Sie vielleicht schon den ein oderanderen Züchter dieser Rasse kennengelernt. Im Internet haben Sie auch ein paar Interessante Angebote gefunden. Aber von wem soll man jetzt das Kitten kaufen? Wer ist der richtige Züchter?

Im Internet werden Sie schnell auf die Begriffe „seriöse Züchter“ und „Vermehrer“ treffen. Dieses Schwarz/Weiß-Sehen bringt Sie leider nicht weiter bei der Suche nach ihrem Kitten.

 

Wie erkennt man einen guten Züchter?
a) Harte Fakten:

Ein guter Züchter gibt nur geimpfte und entwurmte Tiere ab. Die Kitten sind bei der Abgabe mindesten 12 Wochen und haben ein Gesundheitszeugnis. Die Elterntiere sind, wenn möglich, auf typische Erbkrankheiten getestet z.B. PKD. Die Kitten haben einen Stammbaum.

 

b) Schüsselqualifikation:

Neben den harten Fakten ist das A und O die Sozialisierung und Menschenbezogenheit.

Der wichtigste Zeitraum für die Sozialisierung sind die ersten 12 Wochen. Einer der Hauptakteure ist das Muttertier. Daher gibt kein guter Züchter ein Kitten vor der 12ten Woche ab. In dieser Zeit wird auch der Bezug zum Menschen hergestellt. Daher muss der Züchter sich sehr intensiv mit dem Kitten beschäftigen. Ob der Züchter hier ganze Arbeit geleistet hat erkennen Sie am Verhalten der Kitten. Um das Verhalten ausreichend zu beobachten müssen Sie sich Zeit nehmen. Ein guter Züchter gibt Ihnen diese Zeit auch gerne, da auch der Kontakt zu fremden Menschen zur Sozialisierung beiträgt. Achten Sie auf folgende Dinge:

 

In der Spielphase:

Ist es den Kitten egal ob Sie da sind oder nicht? Laufen Sie dicht an Ihnen vorbei oder sind Sie ihnen vielleicht im Weg? => alles in Ordnung die Kitten haben keine Angst vor Ihnen. Halten die Kitten sichtbar einen Sicherheitsabstand ist das gar kein gutes Zeichen. Nehmen Sie sich ein Kitten und setzten es auf Ihren Schoß. Wahrscheinlich wird das Kitten weglaufen. Die Frage ist wie? Nimmt es direkt Reißaus und hinterlässt den Eindruck es will hauptsächlich weg von Ihnen, ist das gar nicht gut. Läuft es zu den anderen Kitten oder zu einem Spielzeug ist alles ok. Optimal ist es, wenn es etwas verdutzt guckt als ob es denkt „was will der denn jetzt von mir“ sich anschließend umschaut ob es woanders was interessanteres gibt. Nehmen Sie ein Spielzeug und versuchen Sie es zum Spielen zu animieren. Geht es darauf ein ist alles bestens.

 

Übergang in die Schlafphase:

Werden die Kitten müde sind sie auch meist für Streicheleinheiten empfänglich. Nehmen Sie ein Kitten sanft auf Ihren Schoß und streicheln es. Geht es von Ihnen herunter und legt sich in Ihrer Reichweite hin streicheln Sie weiter und schauen ob es so einschläft. Läuft es weiter von Ihnen weg (ohne dabei zu flüchten) wiederholen Sie den Vorgang ein bis zweimal. Schläft das Kitten während des Streichelns ein , steht das für ein sehr starkes Vertrauen in den Mensch.

Leute die sich bei uns ein Kitten angeschaut haben und lange genug geblieben sind, haben stets von mir den Spruch gehört: “ Jetzt müssen Sie aber solange bleiben bis es wieder aufwacht“ da ein bis zwei der Kitten beim Besuch auf dem Schoß eingeschlafen sind.

 

Wo findet man einen guten Züchter?

Im Internet finden sich haufenweise Anzeigenportale in den Kitten angeboten werden. Dies sollte aber nur der Anfangspunkt ihrer Recherche sein. Gute Züchter verweisen dort gerne auf ihre Homepage. Websites von Katzenvereinen sind auch ein guter Ausgangspunkt, oft gibt es dort auch einen Bereich Jungtiervermittlung. Empfehlungen und Katzenausstellungen sind weitere Möglichkeiten Züchter zu finden.

Gute Züchter haben heutzutage fast alle einen Internetpräsenz so wie diese hier. Dabei spielt nicht so sehr die Aufmachung eine Rolle als die bloße Existenz und deren Inhalt. Webseitengestaltung ist halt so eine Sache.

Leider kann man nicht alle Züchter besuchen, daher muss man die Auswahl so eingrenzen, dass man möglichst zielsicher einen guten Züchter findet.

In meinen Augen gibt es mehrere Gruppen von Züchtern. Die Wahrscheinlichkeit einen guten Züchter zu finden ist in bestimmten Gruppen viel höher als in anderen. Hier eine Auflistung:

 

1. Organisierte Züchter die auch ausstellen. (sehr empfohlen)

 

Dies ist ein Züchter der in einem Katzenverein ist und sich mit seinen Tieren auf Ausstellungen der Bewertung eines ausgebildeten Richters und der Konkurrenz stellt.

Züchter die in einem Verein sind unterwerfen sich freiwillig den Richtlinien des Vereins und damit auch den Richtlinien internationaler Dachverbände in den die Vereine organisiert sind. Solche Richtlinien besagen z.B. dass eine Katze nur eine Zucht pro Jahr machen darf und das Kitten nur geimpft abgegeben werden dürfen. Viele Vereine schreiben auch Tests auf Erbkrankheiten vor und dokumentieren diese Tests auch in den Stammbäumen. Bei austellenden Züchter haben Sie obendrein die Gewähr Kitten von den schönsten Tieren ihrer Rasse zu bekommen. Wenn Sie also etwas besonderes wollen sind Sie hier richtig. 

Warum ich diese Gruppe von Züchter am meisten empfehle bzw. warum Sie in dieser Gruppe am wahrscheinlichsten einen guten Züchter finden liegt in einem oft überhaupt nicht wahrgenommen Nebeneffekt der Ausstellungen. Katzen die man ausstellt müssen nicht nur eine Zierde ihrer Rasse sein sondern sie müssen sich auch bewerten lassen. Das heißt, dass diese Katzen besonders gut sozialisiert sein müssen, da sie ja auch von Fremden z.B. den Richtern angefasst werden. Diese Sozialisierung setzt voraus, dass sich der Züchter intensiv mit seinen Tieren beschäftigt und diese dadurch sehr menschenbezogen werden. Da in den Ausstellungslinien besonders schöne und gut sozialisierte Katzen bevorzugt in der Zucht eingesetzt werden, werden in diesen Linien diese Charaktereigenschaft auch besonders gut auf die Kitten weiter vererbt.

 

2. Organisierte Züchter (empfohlen)

Auch in dieser Gruppe finden sie fast nur gute Züchter. Durch die Richtlinien der Vereine haben Sie die größtmögliche Gewähr auch gesunde Kitten zu bekommen. Der Grad der Sozialisierung und die Einhaltung der Rassestandards schwankt in dieser Gruppe etwas stärker, da die Kontrolle fehlt.

 

3. Unorganisierte Züchter, Gelegenheitszüchter

Im Bereich einer guten Sozialisierung kann man auch hier auf einen guten Züchter stoßen. In allen anderen Bereichen ist aber sehr große Vorsicht angebracht. Wollen Sie eine Wohnungskatze oder gar eine Edelkatze haben kann man hier nur dringendst abraten. Wollen Sie eine Hauskatze für den Freigang haben, können Sie sich hier umschauen. Beachten Sie, dass hier keine Standrads in Sachen Gesundheit vorgegeben sind. Bestehen Sie auf Impfungen und ein Gesundheitszeugnis. Die wenigen guten Züchter in dieser Gruppe habe damit kein Problem.

 

4. Vermehrer

Wer hier ein Kitten kauft ist selber Schuld.

 

SO WENN SIE BIS HIERHIN DURCHGEHALTEN HABEN; HABEN SIE DAS BESTE RÜSTZEUG UM EIN SCHÖNES; GESUNDES UND LIEBES KITTEN ZU KAUFEN: